Leben

Edith Oppenheim-Jonas um 1985

Edith Oppenheim-Jonas, 11. 11. 1907 – 22. 3. 2001

Wer kannte sie nicht, die begabte Schöpferindes Papa Moll, deren Kinderbücher ganze Generationen erfreuen, die talentierte Aquarell- und Ölbildmalerin, deren Schaffenskraft bis kurz vor ihren Tod reichte? Edith Oppenheim-Jonas war eine vitale, starke Frau voller Talente. Sie spielte schon in ihrer frühen Jugend mit Papier und Farben statt mit Puppen. Um ihre Begabung wissend, war sie durch nichts von ihrer Berufung als Malerin abzubringen. Nach der Handelsmatura an der Höheren Töchterschule Zürich bildete sie sich bei Willy Fries in der Malerei aus. Bei ihrem Bruder Walter Jonas erlernte sie das Aquarellieren.
Während des Zweiten Weltkrieges unterstützte sie mit ihrer künstlerischen Tätigkeit die Familie. Da sie durch die Erziehung der Kinder nur abends arbeiten konnte, konzentrierte sich ihr Schaffen auf die Grafik in Form von Ausschnittbogen, Malbüchern und regelmässigenBeiträgen an den «Nebelspalter». In den fünfziger Jahren erfand sie – im Gegenzug zu den ausländischen Comics – die Figur von Papa Moll. Erlebnisse rund um ihr Familienleben flossen als Anekdoten und Bilder in die Papa-Moll-Geschichten ein. Pädagogisch sind sie geschickt aufgebaut, ja sie machen die Figuren der Familie Moll so menschlich und sympathisch. Humor und Fröhlichkeit gehörten zum Leben von Edith Oppenheim-Jonas, ebenso wie körperliche Fitness. Ihr Humor fand seinen Niederschlag auch in der langjährigen Gestaltung der Badener Fasnachtszeitung, der Fasnachtsplakette und -dekoration im Kursaal Baden. Dafür erhielt sie von der Stadt Baden den Duttweiler-Orden «Wider den tierischen Ernst». Sport hatte einen festen, wesentlichen Platz in ihrem Leben. Sie war Mitbegründerin des Tennisclubs Baden und des Damen-Skiclubs Baden. Selbst war sie oft Champion, sowohl bei Skirennen als auch bei Tennisturnieren.
Edith Oppenheim-Jonas setzte sich mit ihrem ganzen Charisma für die Gleichstellung der Frau und das Frauenstimmrecht ein. Ihr Engagement bei der «SAFFA» 1958 ist nur ein Beispiel dafür. Sie zeigte anhand ihres eigenen Lebens, dass sich Frauen nicht in ein Schema hineinpressen lassen, sondern das Leben und die Zukunft mitgestalten sollen. Das Malen, ihr ureigenes Können, gab ihr Kraft und Motivation. Sie liebte es, sich mit ihrem Kurzhaardackel ins Auto zu setzen, in die Natur hinauszufahren – an einen ruhigen oder belebten Ort –, ihre Staffelei herauszunehmen, die Farben auszupacken und zu malen. Als hervorragende Beobachterin studierte sie Gesichter von Menschen, die unterschiedlichen Farben, die Bewegungen von Tieren, den Horizont der Berge und Hügel – und malte: Malen war ihre Leidenschaft und Liebe. In diesen Stunden erlebte sie Freude, Glück, Humor, Trauer und Schmerz. Sie war überzeugt, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst ist. So blieb sie sich selbst immer treu. Diese Konzentriertheit half ihr aber auch, ganz bei den Mitmenschen zu sein.
Edith Oppenheim-Jonas war Mitbegründerin des BPW-Clubs Baden und ein begeistertes, engagiertes BPW-Mitglied. Sie zeichnete und malte für verschiedenste Anlässe und Jubiläen im Club. Nie war es ihr zu viel, Programme, Tisch- und Einladungskarten zu gestalten. Unvergesslich und zahlreich waren ihre Einladungen zu Vernissagen in ihre Ausstellungen und ihr Atelier. Ihre farbenfrohen, lebensbejahenden Bilder – wer schätzt sie nicht? Manche mögen sich noch eran ihre Präsentationen und Referate erinnern: wie sie auf dem Hellraumprojektor verschiedene Frauentypen skizzierte. Mit wenigen Strichen zauberte sie typische Charaktereigenschaften hervor: Die Figuren lebten förmlich auf – die spitzige, neidische, hagere Frau, die immer etwas auszusetzen hat, und daneben die runde gemütliche Mama Moll, bei welcher es einem warm ums Herz wurde. Es war faszinierend, dem Entstehen ihrer Karikaturen zuzusehen.

Oppenheim-Jonas, Edith

* 11.11.1907 Oberursel (Taunus), + 22.03.2001 Ennetbaden, von Baden AG.
Tochter des Julius Jonas, Ingenieurs und der Agnes Schaupp. oo J. Eric Oppenheim, britisch-schweiz. Staatsbürger. Handelsschule in Zürich. Schülerin von Willy Fries und Walter Jonas. 1929 erste Ausstellung. Parallel zur Betreuung der eigenen Familie betätigte sich O. künstlerisch. Ab 1938 Mitarbeiterin des „Nebelspalter“. Nach 1950 begann eine Folge von Ausstellungen. Neben Aquarell- und Ölmalerei (Landschaften, Porträts, Wandbilder für öffentliche Bauten (Fresko, Mosaik) schuf O. 1953 für die Kinderzeitschrift "Junior" die Comicfigur "Papa Moll". Die Geschichten von Papa Moll, die seit 1968 auch in Buchform erscheinen, orientieren sich an bürgerlichen Werten. Verkauf von 1 Mio Büchern. Die Geschichten kommen ohne Sprechblasen aus und sollten ursprüngl. der als jugendgefährdend betrachtenden Invasion von amerikanischen Comics Einhalt gebieten. Lit: Badener Njbll. 2002, 221–223.

Andreas Steigmeier 26.05.2016